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21.03.2022

Menschen Zugang zu ihren Rechten gewähren – Flüchtlingsarbeit in der Immanuel Diakonie Südthüringen

Die Immanuel Diakonie Südthüringen betreut seit 2016 mehrere Flüchtlingsheime im Landkreis Schmalkalden-Meiningen – nicht erst seit dem Krieg in der Ukraine hat sich der Bedarf stark erhöht.
Marcelo Larricq, Karoline Wagner und Ammar Alhaj Hussein (v.l.n.r.) sind das Team der Immanuel Diakonie Südthüringen für die Betreuung Geflüchteter in fünf gemeinsamen Unterkünften und mehreren Wohnungen im Landkreis Schmalkalden-Meiningen.

Marcelo Larricq, Karoline Wagner und Ammar Alhaj Hussein (v.l.n.r.) sind das Team der Immanuel Diakonie Südthüringen für die Betreuung Geflüchteter in fünf gemeinsamen Unterkünften und mehreren Wohnungen im Landkreis Schmalkalden-Meiningen.

Gemeinsame Unterkunft Breitungen.

Gemeinsame Unterkunft Breitungen.

Gemeinsame Unterkunft Schafhausen.

Gemeinsame Unterkunft Schafhausen.

Das  „Fischerhaus“ der gemeinsamen Unterkunft Schafhausen, mit dem Büro der Heimleitung sowie Räumen für Schulungen, Beratungen und für Kinder zum Spielen.

Das „Fischerhaus“ der gemeinsamen Unterkunft Schafhausen, mit dem Büro der Heimleitung sowie Räumen für Schulungen, Beratungen und für Kinder zum Spielen.

Dass die Immanuel Diakonie Südthüringen Einrichtungen und ambulante Angebote der Alten-, Behinderten- und Suchtkrankenhilfe betreibt, ist sowohl in der Region als auch innerhalb der Immanuel Albertinen Diakonie bekannt. Dass sie seit fast sechs Jahren im Auftrag des thüringischen Landkreises Schmalkalden-Meiningen auch in der Flüchtlingshilfe tätig ist, wissen hingegen vermutlich nur wenige. 2021 hat sich dieser Arbeitsbereich sogar deutlich ausgeweitet. Nun bereitet sich das Team auf Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine vor.

Seit 2016 ist die Immanuel Diakonie Südthüringen verantwortlich für die soziale Beratung und Betreuung von fünf gemeinsamen Unterkünften und einer Reihe von Wohnungen für Geflüchtete. 2020 ist die Heimleitung zwei dieser gemeinsamen Unterkünfte hinzugekommen. Marcelo Larricq, Karoline Wagner und Ammar Alhaj Hussein betreuen rund 250 Flüchtlinge, die einen Asylantrag in Deutschland gestellt haben und vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in den Landkreis Schmalkalden-Meiningen als Aufenthaltsort geschickt worden sind.

Wachsender Bedarf


Geflüchtete werden nach Nationalitäten auf die Länder Deutschlands verteilt. In Schmalkalden-Meiningen sind Menschen aus Syrien, Iran, Irak (meistens Kurden), Afghanistan, Eritrea, Nigeria, Elfenbeinküste und anderen afrikanischen Ländern sowie Menschen aus den Balkanländern untergebracht. Sie bleiben für einen Zeitraum zwischen einigen Monaten und zwei bis drei Jahren in den Unterkünften, oft als ganze Familie in einem einzigen Zimmer.

In der Arbeit spiegeln sich immer auch internationale politische Krisen und Entwicklungen wider. So hatte 2021 die Flüchtlingskrise an der belarussisch-polnischen Grenze das Flüchtlingsaufnahmesystem Deutschlands und damit auch des Landkreises Schmalkalden-Meiningen unter Spannung gesetzt. „Ab Mitte November 2021 wurden wöchentlich Kontingente von bis zu 24 Personen aus der Erstaufnahmestelle in Suhl hierhergeschickt. Zu Weihnachten waren die Unterkünfte und die zur Verfügung stehenden Wohnungen vollständig ausgelastet. Die Einschränkungen der Pandemie verschlimmerten die Situation und stellten eine zusätzliche Herausforderung dar“ erläutert Marcelo Larricq. Inzwischen habe sich die Flüchtlingsbewegung aus Belarus beruhigt. „Nun warten wir auf die Ukrainer.“ Zurzeit berate man mit dem Landkreis, wie die Immanuel Diakonie Südthüringen am besten helfen könne.

Auch der Abzug internationaler Truppen aus Afghanistan und die Regierungsübernahme der Taliban ist in Schmalkalden weiterhin zu spüren. „In unseren Heimen sind jetzt teilweise auch Familien der afghanischen Ortskräfte, ehemaliges Personal der Bundeswehr, untergebracht. Weil sie durch das neue Regime besonders gefährdet sind, haben sie ein Visum für Deutschland erhalten. Wir unterstützen sie, obwohl das über unseren eigentlichen Auftrag hinausgeht“, sagt Larricq.

Hilfe bei komplizierten Anträgen und Formularen


Die zentrale Aufgabe des dreiköpfigen – selbst aus verschiedenen Nationalitäten zusammengesetzten - Teams der Flüchtlingsbetreuung besteht darin, ausländische Geflüchtete bei allen bürokratischen Verfahren zu unterstützen und ihnen bei der Orientierung in Deutschland zu helfen. Dazu gehören die Bereiche Soziales und Gesundheit, die Integration über Deutschkurse, Hobbys und Freizeitangebote sowie Informationen über das deutsche Rechtssystem.

Das Team besucht die Menschen regelmäßig in den Unterkünften. Die Mitarbeitenden beraten und helfen beim Ausfüllen der oft komplizierten deutschsprachigen Anträge und Formulare, bei Behördengängen und Arztterminen. Sie kümmern sich um Schul- und Kindergartenanmeldung sowie um Familienberatung und um Beratung und Betreuung bei sozialen und psychischen Problemen. Bei Bedarf vermitteln sie an entsprechende Fachdienste weiter. Sie nehmen auf Wunsch an Gesprächen zur freiwilligen Ausreise teil und kommunizieren mit Behörden wie dem BAMF, den Schulämtern, dem Jobcenter, mit Ärzt:innen und den Krankenkassen.

Das Team berät auch zu Fragen der Hygiene und der Sauberkeit in den Wohnungen, etwa wie man sich unter den gegebenen klimatischen Bedingungen vor Schimmelbildung in Wohnungen schützt, oder wie das deutsche Mülltrennungssystem funktioniert.

Vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Behörden und Geflüchteten


Für das Gelingen all dieser Aufgaben ist es sehr wichtig, eng mit dem Landkreis und den unterschiedlichen Behörden zusammenzuarbeiten. „Für unsere Arbeit brauchen wir das Vertrauen der Behörden und der Menschen in den Wohnheimen. Dann können wir auch um Verständnis werben, wenn ein Brief mal liegengeblieben ist, weil jemand nicht wusste, dass er wichtig ist“, sagt Marcelo Larricq. Dazu brauche es interkulturelle Kompetenz, Sprachkenntnisse und das Wissen über bürokratische Abläufe und deren Fristen.

Denn Geflüchtete müssten besonders viele bürokratische Hürden nehmen und Anträge stellen, hebt Larricq hervor – sei es, um Geburten zu beurkunden, Vaterschaften anzuerkennen, das Sorgerecht oder auch nur das Schulessen zu beantragen. Das erfordert viele Nachweise – über Einkünfte, den Aufenthaltsstatus, den Schulbesuch und vieles mehr.

Für den Aufenthalt in Deutschland müssen Geflüchtete einen Asylantrag stellen. In der Zwischenzeit bekommen sie den Status einer Aufenthaltsgestattung oder einer Duldung, wenn der Antrag abgelehnt wird, erklärt Larricq. „Im Falle einer Duldung müssen alle drei Monate die Personalien erneut werden. Das bedeutet zum Beispiel, dass viele Anträge zu den Leistungen in diesem Rhythmus erneut eingereicht werden müssen.“

Unbegleitete Minderjährige haben es besonders schwer


Besonders schwierig sei die Situation für Geflüchtete, die als unbegleitete Minderjährige kommen. „Sie werden zunächst vom Jugendamt übernommen. Aber kaum werden sie volljährig, werden sie ins Asylsystem für Erwachsene gespült und müssen zusehen, wie sie klarkommen“, so Larricq.

Wichtigste Aufgabe des Teams der Immanuel Diakonie Südthüringen in der Arbeit mit Geflüchteten laut Larricq: „Wir gewähren Zugang zu den Rechten, die den Menschen in Deutschland zustehen. Sie haben ein Recht auf Integration und Teilhabe.“

Weitere Informationen über die Immanuel Diakonie Südthüringen finden Sie unter https://suedthueringen.immanuel.de.

 
 
 
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