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14.08.2019

Honig-Werk als neues Bewohnerprojekt im Immanuel Therapiezentrum Röthof

Im Immanuel Therapiezentrum Röthof ist mit dem Honig-Werk ein neues Bewohnerprojekt gestartet. Die Bewohner imkern ab sofort mit dem Imkerpaten Steffen Ilgen, kümmern sich um die Insekten und verarbeiten den Honig.

Betreuer Marco Kürschner, Bewohner Marko Hellmann und Imkerpate Steffen Ilgen (v.l.) sind Teil des neuen Honig-Werks, ein Bewohnerprojekt im Immanuel Therapiezentrum Röthof.

Die Bewohner kümmern sich um die Insekten und verarbeiten den Honig. Das Produkt ist unter anderem im Hofcafé zu kaufen.

Ganz vorsichtig öffnen Steffen Ilgen und Marko Hellmann die Bienenstöcke und beobachten die Insekten. „Ich hatte schon in meiner Kindheit mit Bienen zu tun. Sie haben mich schon immer fasziniert“, sagt Marko Hellmann. Der 44-Jährige, der sich die Schutzkleidung übergezogen hat, ist Bewohner des Immanuel Therapiezentrums Röthof und zeigt sich für dessen neuestes Projekt, das Honig-Werk, mitverantwortlich. „Er strahlt Ruhe aus und arbeitet konzentriert. Damit ist er genau der richtige Mann für das Imkern“, lobt Steffen Ilgen.

Steffen Ilgen steht den Bewohnern als Imkerpate zur Seite. Er arbeitet seit über 30 Jahren mit Bienen und hat einen Teil seines Bestands auf dem Röthof stehen. „Dass ich mit der Arbeit jetzt auch noch Menschen helfen kann, ist ein großer Anreiz für mich“, sagt er über die neue Kooperation. Aktuell gibt der Mann aus Asbach sein langjähriges Wissen an die Bewohner des Röthofs weiter. Er erklärt ihnen den richtigen Umgang mit den Insekten und erläutert die Arbeitsschritte für die Weiterverarbeitung des Honigs, wie die Entnahme aus den Waben, das Schleudern und das Abfüllen. Aufgaben gibt es das ganze Jahr. Im Winter schmilzt das Team zum Beispiel das Wachs ein oder baut neue Beuten, wie die Behausungen der Bienen genannt werden.

Stück für Stück sollen die Bewohner die Verantwortung für die insgesamt vier Bienenstöcke übernehmen. Geschätzt 200.000 Bienen – 50.000 Bienen pro Stock – surren über das Gelände des Röthofs und bringen gesammelten Nektar und Pollen in die Stöcke. „Ein Bienenvolk ist ein kleines, in sich funktionierendes System, in dem jede Biene ihre ganz spezielle Aufgabe hat. Genauso ist es auf dem Röthof auch: Jeder hilft, wo er kann. Jeder trägt mit seiner Arbeit zur Gemeinschaft bei“, vergleicht Diana Wolff, Leiterin des Immanuel Therapiezentrums Röthof. Mit ihrem Team betreut sie auf dem Gut oberhalb von Schmalkalden Menschen mit Suchterkrankungen.

Viele Bewohner hatten aufgrund der Erkrankungen ihre Arbeitsplätze verloren und waren an den Rand der Gesellschaft gedrängt. „Auf dem Röthof bekommen sie eine neue Aufgabe, die sinnvoll ist und sie erfüllt. Sie sind zufrieden und erfahren Wertschätzung“, sagt Diana Wolff über das Therapiekonzept. Dieses sieht vor, die Bewohner individuell nach ihren Interessen und Stärken zu fördern. „Diese herauszufinden, ist ein längerer Weg. Wir beobachten sie genau und sprechen viel mit ihnen“, erläutert die Sozialpädagogin. Die Bewohner versorgen zum Beispiel die vielen Tiere, darunter Pferde und Schafe, erhalten das alte Hofgebäude oder arbeiten im Hofcafé, in dem sie sonntags Kaffee und Kuchen verkaufen. Daneben gibt es zahlreiche Bewohnerprojekte. Im vergangenen Jahr wurde das Back-Werk eröffnet, in dem die Bewohner Zwiebelkuchen herstellen. Mit dem Honig-Werk ist nun ein neues Aufgabenfeld hinzugekommen. „Der Name der Projekte ist Programm. Die Bewohner werken und schaffen etwas“, betont Diana Wolff.

Neben der Beschäftigung der Bewohner verfolgt das Immanuel Therapiezentrum Röthof mit dem Projekt ein weiteres wichtiges Anliegen. Die 52 Hektar ökologische Landwirtschaft, die ohne den Einsatz von Pestiziden bewirtschaftet werden und der Futtergewinnung für die Tiere dienen, sollen den Insekten Rückzugsorte mit einem natürlichen Pflanzenbestand bieten. „Das Honig-Werk ist unser Beitrag gegen das weltweite Bienensterben“, sagt Diana Wolff. Damit reiht sich das Projekt nahtlos in das Konzept des Immanuel Therapiezentrums Röthof ein, mit und von der Natur zu leben und ihr Wertschätzung entgegen zu bringen.

Um die Imkerarbeit realisieren zu können, musste die dafür notwendige, aber nicht billige Ausstattung angeschafft werden. Die Diakonie Mitteldeutschland hat 2.000 Euro für das Projekt zur Verfügung gestellt, der Rest wurde aus Eigenmitteln finanziert. In der Zukunft wollen die Bewohner, insbesondere die Mitarbeitenden des Holz-Werks, eigene Beuten und Rahmen für die Waben bauen.

Andere Bewohner kümmern sich derweil um die Verarbeitung des Honigs. Die Produkte wie Sommer- oder Waldhonig können anschließend im Hofcafé oder auf dem Wochenmarkt gekauft werden. „Ein Traum von uns ist ein eigener Online-Shop, den die Bewohner betreiben und über den sie den Honig direkt vermarkten können“, sagt Diana Wolff.

Mehr Informationen über das Immanuel Therapiezentrum Röthof finden Sie hier.

 
 
 
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